In Finnland wird das bedingungsloses Grundeinkommen getestet

Das Thema an sich ist nicht neu und dennoch ist es in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Fokus der öffentlichen Debatte gerückt: Das bedingungslose Grundeinkommen. Die Idee wurde in ihren Grundzügen schon in den 1960er Jahren erdacht, seit Anfang diesen Jahres dem wird in Finnland nun in einem bislang einmaligen Modellversuch das bedingungslose Grundeinkommen getestet. Die Liste der Gegner und die der Befürworter ist gleichermaßen lang.

Geld ohne Gegenleistung

2000 Finnen wurden für dieses ganz besondere Experiment ausgesucht. Was das konkret bedeutet? 560 Euro, 24 Monate lang, steuerfrei. Durch dieses Grundeinkommen soll die Arbeitslosenhilfe ersetzt werden und ist im Gegensatz zu eben jener nicht an Bedingungen geknüpft. Das Experiment beschränkt sich zudem auf Arbeitslose und bezieht keine Erwerbstätigen mit in die Betrachtung ein. Der Hauptfokus des Modellversuchs ist es herauszufinden, ob das bedingungslose Grundeinkommen die Menschen faul oder aber fleißig macht. Negative Begleiterscheinungen für Bezieher von Arbeitslosengeld ist neben der sozialen Diskriminierung vor allem Angst vor Kürzungen und der Druck sich eine Arbeit zu suchen. Stress und Unzufriedenheit wirken sich somit zusätzlich zur finanziellen Situation negativ auf Betroffene aus.

Anreiz zu arbeiten bleibt bestehen

Leistungsbereitschaft und Arbeitsfleiß würden im Zuge des bedingungslosen Grundeinkommens sinken, so mutmaßen Kritiker, von denen sicherlich niemand Obdachlosenzeitungen verkauft oder für einen Mindestlohn arbeitet. Leistungsbereitschaft und Arbeitsfleiß hören sich zudem eher wie Bewertungskriterien für formbare Schüler an und haben in einer Gesellschaft, die schon lange nicht mehr die belohnt welche gesellschaftlichen Nutzen bringen ohnehin ihre Relevanz verloren. Der Anreiz nicht mehr arbeiten zu gehen oder Arbeit zu suchen geht nach sechs Monaten bedingungslosem Grundeinkommen in Finnland jedoch keineswegs verloren. Der Betrag sei ganz bewusst so gewählt worden, dass er zwar zum überleben reiche, nicht aber für all zu große Sprünge. Wer also etwas mehr vom Kuchen haben möchte, sei weiterhin bereit sich zusätzliche Arbeit zu suchen.

Bislang ist es so, dass jeder Arbeitslosengeld-Bezieher der zusätzlich halbtags arbeiten geht, aufgrund von hohen Steuern am Ende des Monats weniger Geld in der Tasche hat, als wenn er gar nicht arbeiten gegangen wäre. Dies sei viel eher ein Anreiz dazu sich auf die faule Haut zu legen so Befürworter des Grundeinkommens.

Ausgang ungewiss

Bislang ist das Experiment bedingungsloses Grundeinkommen in Finnland noch nicht beendet, drei Viertel der 24 Monate sind noch zu absolvieren. Zwar gibt es zahlreiche positive Rückmeldungen und Erkenntnisse, dennoch bleibt abzuwarten ob nicht etwa andere Kosten wie Verwaltungskosten und Co. auch dauerhaft gesenkt werden können oder ob sich die Arbeitsmoral letzten Endes doch verschlechtert. Anbetracht der sich ändernden wirtschaftlichen und sozialen Umstände ist es jedoch an der Zeit zu fragen, ob das bedingungslose Grundeinkommen in welcher Ausarbeitung auch immer, nicht aus ganz anderen Gründen eingeführt werden sollte um die Gesellschaft nicht weiterhin zu spalten.

Welches Ende das derzeitige Experiment in Finnland auch nehmen wird, die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen wird in Zukunft sicherlich an Intensität gewinnen. Fragen nach den zukünftigen Erwerbsquellen der Menschen in einer Welt welche mehr und mehr von Algorithmen und Automation bestimmt wird sowie Fragen um gerechte Steuerverteilung, Wertschöpfung oder Existenzsicherung machen die Diskussion immer dringlicher.

4 Gedanken zu „In Finnland wird das bedingungsloses Grundeinkommen getestet

  • 26. Juli 2017 um 08:27
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    Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Länder es von dem dortigen Ergebnis abhängig machen, es selbst auszuprobieren. Ich jedenfalls bin sehr gespannt, welche Entwicklung das ganze Thema nehmen wird.

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    • 26. Juli 2017 um 17:19
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      Ja das glaube ich auch, dass nun mehrere Länder Richtung Finnland schauen, insbesondere da Finnland nicht weit weg liegt und ähnliche europäische Werte vertritt. Auf jeden Fall ist Finnland erst mal richtungweisend.

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      • 29. Oktober 2017 um 14:07
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        Bei allem Respekt, aber Ich halte das Grundeinkommen für eine ziemlich dumme Idee! Dann liegen doch alle nur noch auf der faulen Haut!

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        • 2. November 2017 um 20:11
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          Jeder hat seine eigene Meinung zu diesem Thema, aber genau deshalb wird es vorher ausgiebig in Finnland getestet, um zu ermitteln, wo die Schwächen und Stärken im bedingungslosen Grundeinkommen liegen.

          Laut der ersten Auswertungen gehen die Menschen trotz bedingungslosen Grundeinkommen weiterhin arbeiten.

          Ich glaube das Hauptargument ist wohl, dass Berufe die generell schlecht und unter Durchschnitt bezahlt werden, so wieder aufgewertet werden können.

          Aber wie das bedingungslose Grundeinkommen in Zukunft wirklich genutzt wird, kann wohl nur die Zeit zeigen.

          Antwort

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